Corona-Sofort-Hilfe. Fair?

Die Krise ist omnipräsent. Fast jedes Unternehmen hat einen deutlichen Rückgang an Aufträgen, somit können diese auch nicht investieren, ihr Geld ausgeben, für weitere Dienstleistungen oder Aufträge bei weiteren Firmen. Ein Teufelskreis: niemand bekommt Geld, niemand gibt Geld aus. So geht‘s uns hier bei PEP Medienstudio – 95 % weniger Aufträge, somit auch 95 % weniger Umsatz. Was schmerzt. Bedeutet aber auch 95 % weniger Aufträge von uns für unsere Freelancer und Lieferanten. Klar, wir haben reagiert und für den Rest des Jahres Kurzarbeit angemeldet sowie auch die Einkommenssteuer gestundet – inzwischen ist das fast zwei Wochen her und von Seiten des Finanzamtes sowie der Agentur für Arbeit hat sich bislang nichts getan.

Wir finden gut, dass der Staat die Wirtschaft stützt, so dass die meisten Arbeitsplätze erhalten bleiben können. Das ist sehr wichtig. Die Frage ist immer, was ist das beste Mittel.

KfW-Kredite en masse

Schnell, unbürokratisch, einfach an Geld kommen. Einfaches Geld in Form von Krediten. Aber werden da nicht Firmenpleiten einfach verzögert – denn das Geld muss ja auch wieder an die Bank zurückgezahlt werden. Vor allem, wenn man einen Kredit noch bedienen muss wäre es eine weitere Belastung für die kommenden Monate, von denen niemand weiß, wie diese sich entwickeln werden.

Die sogenannte Sofort-Hilfe

Die Bundesregierung sowie auch das Land Baden-Württemberg preisen mittlerweile ihre Sofort-Hilfe als Allheilmittel – für Kleinunternehmer 9.000 Euro für 3 Monate – an. Für größere Unternehmen dementsprechend höhere Gelder. Hört sich erstmal verlockend und fair an. Man sollte aber unbedingt das Kleingedruckte beachten…

Denn das Geld gibt es nur für Firmen, die ein Liquiditätsproblem haben oder bekommen werden. Für alle anderen Unternehmen, die die letzten Jahre wirtschaftlich nachhaltig agiert haben ist diese Sofort-Hilfe ein Schlag ins Gesicht, denn man muss erst die mühsam erwirtschafteten Rücklagen aufbrauchen, dann das Privatvermögen und erst wenn man vor der Privatinsolvenz steht (mal ganz überspitzt gesagt), dann spricht man bei einem Einzelunternehmer von einem Liquiditätsengpass. Meiner Meinung nach total unfair!

Wirtschaftliche Nachhaltigkeit wird bestraft

Unfair weil ich seit meiner Selbstständigkeit seit September 2017 jeden einzelnen Monat Rücklagen bilde, um Engpässe und Flauten zu überbrücken. Teilweise deswegen auf eigenen Lohn verzichtet habe. Hätte ich das nicht gemacht, würde ich nun kostenloses Geld vom Staat bekommen. Durch die Sofort-Hilfe werden künstliche Finanzspritzen auch an Unternehmen ausbezahlt, denen es vor der Krise schon nicht gut ging. Der Markt wird künstlich verzerrt.

Wenn man diese Sofort-Hilfe beantragt, sich im Nachhinein bei der Prüfung aber ergibt, dass man diese gar nicht nötig gehabt hätte, da man nie einen Liquiditätsengpass hatte, macht man sich strafbar. Das Ganze klingt alles so, als wäre es mit heißer Nadel gestrickt und man eigentlich keinen Plan hat, wie man Unternehmen helfen soll.

Deswegen lasse ich bis auf Weiteres die Finger davon und hoffe, dass das Geld schnell und zuverlässig die Branchen erreicht und fördert, die es wirklich brauchen: Gastro, Tourismus, Kunstschaffende. Sie werden keine Chance haben, den wirtschaftlichen Einbruch irgendwann aufzuholen.

Am fairsten wäre, man legt erstmal die Äpfel und Birnen beiseite, springt über seinen Schatten und  fördert alle Unternehmer fair und gleich mit einem generellen Corona-Zuschuss.

Gibt’s weitere Meinungen zum Thema Sofort-Hilfe? Seht ihr das ganz anders als Ich? Gerne ab damit in die Kommentare!

Wir wünschen allen Unternehmern, dass sie die Krise überstehen, die Angestellten halten können und dann Anfang Mai wieder in die vollen gehen können.

Comments

  • Felix

    März 26, 2020 at 3:20 pm

    Habe mir gerade eben deinen BlogBeitrag durchgelesen. Finde ich gut geschrieben. Das Kleingedruckte vom Staat hatte ich als nicht-Unternehmer natürlich auch noch nicht gelesen.

    Aber ich habe genau das Gleiche schon mitgemacht mit dem Bafög, damals als ich studiert habe: Bei mir war auch das Problem, dass ich zu viel „PrivatVermögen“ auf dem Sparbuch hatte und das waren sicher keine 100Tausende von Euros sondern einfach ein bisschen was gespart und ich sollte zuerst das aufbrauchen bevor ich Bafög bekomme.
    Sprich diejenigen die ihr Geld vor dem Studium komplett verprasst haben, haben Bafög bekommen, derjenige der haushaltet und auch mal ein paar Euro auf die Seite legt ist letztendlich der Dumme und wird für seinen Sparverhalten auch noch bestraft. Schade dass das so ist…

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